Motivation

… ist in vielen Therapien (und nicht nur dort) ein wichtiges Thema.

Denn langfristige Veränderung ist nicht immer leicht und erfordert meist mehr als einen spontanen Entschluss oder Einsicht in die Notwendigkeit, sich zu verändern.

Prof. Dr. Joachim Funke leitet den Lehrstuhl für Allgemeine und Theoretische Psychologie am Psychologischen Institut der Heidelberger Universität: In diesem Fach ist unter anderem das Thema Motivation angesiedelt. Joachim Funke ist bekannt für spannende Vorträge und interesssante und relevante Forschungsprojekte, z.B. über „Komplexes Problemlösen“ oder bei der Weiterentwicklung der Pisa-Studie. Außerdem schreibt JoFu, wie ihn viele nennen einen sehr lesenswerten Blog „aus dem Innenleben des Heidelberger Psychologischen Intstituts“.

Ich freue mich sehr, dass er  bereit war, mir einige Fragen hierzu zu beantworten. Vielen Dank, JoFu!

Hier das Interview:

Der Begriff „Motivation“ wird immer wieder als zentral für eine Veränderung gesehen, z.B. in einer Therapie. Aber was ist Motivation eigentlich?

DeCharms hat einmal gesagt „Motivation ist eine milde Form von Besessenheit“ – es ist die Triebfeder unseres Tuns, die uns auf ein bestimmtes Ziel hin ausrichtet. Motiviert zu handeln heisst zielorientiert zu handeln. Gute Motivation entsteht daher bei klaren Zielen, vor allem bei Zielen, die unserem Leben einen Sinn geben.

Oft ist jemand durchaus motiviert, eine wichtige und zentrale Veränderung durchzuführen, meldet sich vielleicht im Sportstudio an, um fitter zu werden. Einige Monate später sind die wenigsten noch dabei. Was ist da mit der Motivation passiert?

In der Selbsterschöpfungs-Theorie (Ego Depletion) von Roy Baumeister wird die Willenskraft wie ein Muskel angesehen, der nach mehrmaliger Nutzung erschöpft ist und Erholung braucht. Wenn wir uns ständig zu Dingen antreiben, erschöpft sich die Willenskraft schneller als uns lieb ist, wenn sie nicht zwischendurch wieder aufgeladen wird.

Die Analogie zum Muskel bedeutet auch: wenn ich Selbstkontrolle trainiere, wird sie nicht so schnell erschöpfen – ich entwickele eine ausdauernde Motivation. Dann gehe ich auch noch nach 3 Monaten ins Sportstudio.

Angenommen, man hat  ein langfristiges Projekt, vielleicht eine Masterarbeit zu schreiben, oder einen Roman. Oder endlich sportlich fit zu werden. Wie kann man  selbst dafür sorgen, dass eine vorhandene Motivation auch langfristig anhält?

Hilfreich ist es, realistische Zwischenziele zu setzen und sich über deren Erreichung zu freuen. Die Strategie der kleinen Schritte, mit denen man sich auf einen weiten Weg machen kann, ist hilfreich: Es ist besser, sich über den schon erzielten Fortschritt zu freuen als sich über die noch verbleibende Distanz zum Ziel zu ärgern.

Gibt es Möglichkeiten,  die eigene Motivation willentlich aufzubauen, wenn ursprünglich keine da ist oder sie im Laufe der Zeit geringer geworden ist?

Motivation kann selbstverständlich aufgebaut (und damit trainiert) werden: Das oben angesprochene Muskel-Modell macht das zu einer seiner Kernaussagen. Daneben ist es unabdingbar, für sich selbst einen Lebenssinn zu finden – nur da, wo man für sich sinnvolle Aufgaben und Ziele entdeckt, kann man motiviert handeln und damit befriedigend (und vielleicht sogar lustvoll) leben.

Gibt es Möglichkeiten, Motivation von außen (z.B. durch Eltern, Lehrer, Therapeuten) zu erhöhen oder ist das gar nicht möglich?

Die beste Motivation ist die, die von innen kommt – wir nennen sie intrinsisch im Unterschied zu extrinsischer Motivation, die durch äußere (z.B. finanzielle) Anreize gesetzt wird. Der Nachteil extrinsischer Motivation besteht nämlich darin: Sobald die angekündigte Belohnung (oder Bestrafung) wegfällt, ist auch die Motivation weg.

Selbstgesteckte Ziele haben den Vorteil, dass man sie selbst neu definieren kann und damit sein Anspruchsniveau reguliert. Dennoch ist für Menschen gelegentlich entlastend, eine äußere Struktur (und damit „fremde“ Ziele) vorgegeben zu bekommen. Im Rahmen einer erfolgreichen Therapie kommt es sicher dazu, dass äußere Ziele, die zwischen Therapeutin und Klient abgesprochen werden, in innere Ziele verwandelt werden. Ein guter Therapeut wird sich im Laufe der Behandlung selbst überflüssig machen.

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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