Folgende Herausforderungen für Selbstständige wurden in meiner kleinen Umfrage benannt:

  • Umgang mit finanziellen Engpässen?
  • Work Life Balance?
  • Sich selbst zu motivieren?
  • Umgang mit Zukunftsängsten?

Ich hätte gedacht, dass die Work Life Balance ganz klar vorne liegt. Weit gefehlt! Bei 37 Gesamtantworten war eindeutiger Favorit unter den Herausforderungen der „Umgang mit den finanziellen Engpässen“ mit 48%. Sich selbst zu motivieren scheint hingegen das kleinste aller Probleme zu sein (10%). Dazwischen liegen der „Umgang mit Zukunftsängsten (27%) und die „Work Life Balance“ (32%). Mich beeindruckt das. Gebt uns genügend Geld und gute Rahmenbedingungen und der Rest wird dann schon gestemmt. So verstehe ich das Ergebnis.

Große Preisfrage: Woher nehmen wir das Geld und die guten Rahmenbedingungen?

Ich selbst bin seit 1995 Jahren ausschließlich freiberuflich tätig und weiß sehr gut, was es bedeutet, immer wieder mit finanziellen Engpässen zu jonglieren und habe das bisher glücklicherweise auch ganz gut hingekriegt. Trotzdem kenne ich natürlich keine geheimen Geldquellen – aber ich kenne ein paar Strategien, die ganz hilfreich sind, um das Jonglieren etwas leichter zu machen und um – ganz wichtig! – einen klaren Kopf zu behalten. Hier also erstmal ein paar erste Tipps, um allzu schlimme finanzielle Bauchschmerzen zu verhindern. Hoffentlich sind sie überflüssig, aus meiner Erfahrung weiß ich jedoch, dass dem oft nicht so ist:

  • Konzentrieren Sie sich auf die eigene Kernkompetenz und delegieren Sie wesentliche andere Bereiche an kompetente Menschen! Eine gute Steuerberaterin ist z.B. unglaublich wichtig. Meiner Ansicht nach ist es kaum möglich, die Tücken und sich ständig ändernden Feinheiten des Steuerrechts mal eben nebenbei im Blick zu behalten. Auch wenn es (gar nicht wenig) kostet, den Bereich „Buchhaltung/Steuern“ sollte man meiner Ansicht nach frühzeitig auslagern – zumal es zu ernsthaften Problemen führen kann, wenn man hier Fehler macht. Steuerprüfungen können bis zu 12 Jahre rückwirkend durchgeführt werden!
  • Als Psychologin und Coach weiß ich, wie oft es passiert, dass der Wunsch gerne mal über die Realität gestellt wird. Wenn es dauernd und immer wieder ernsthafte, zermürbende finanzielle Schwierigkeiten gibt, sollten Sie (vielleicht mit Hilfe eines guten Freundes oder eines Coachs – oder auch der Steuerberaterin) Ihre Situation ehrlich betrachten: Trägt Ihr Geschäft sich wirklich? Handelt es sich um ein zeitlich befristetes Problem und es geht ums Durchhalten? Oder schieben Sie die Probleme eher von Geschäftsjahr zu Geschäftsjahr weiter und wenn Sie ehrlich sind, geht es darum, Abschied von einer nicht funktionierenden Geschäftsidee zu nehmen? *
  • Behalten Sie jederzeit zumindest einen groben Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben: Listen Sie Ihre Einnahmen über 3 Monate eines Jahres auf, wenn Sie sie mit 4 multiplizieren, haben Sie eine grobe Idee von Ihrem Jahreseinkommen (wenn noch große Summen zu erwarten sind, oder wenn Sie schon jetzt wissen, dass jedes Jahr im August Flaute herrscht, korrigieren Sie um diese Werte – es muss nicht so genau sein, es geht um einen Überblick).
  • Dann die andere Seite: Die Ausgaben. Auch hier: Schauen Sie genau hin. Meiner Erfahrung nach werden hier viele „Kleinigkeiten“ übersehen, die sich durchaus addieren. Gehen Sie Ihre Bankauszüge oder die entsprechenden Ordner durch. Welche Ausgaben haben Sie an Miete, Krankenkasse, Versicherungen, Kreditrückzahlungen, Berufsverbandsbeiträgen, Flatrates, durchschnittliche Handykosten etc. Berechnen Sie auch hier Ihre jährlichen Fixkosten und anderen vorhersehbaren Kosten. Am Besten wäre es, noch einen Posten „Unvorhergesehenes“ dazu zu zählen (falls der PC zusammenbricht o.ä.).
  • Sie haben jetzt eine grobe Idee von Ihrem Jahreseinkommen und Ihren Jahresausgaben. Teilen Sie die Jahresausgaben durch 12. Damit haben Sie Ihre monatlichen Mindestkosten. Also die Kosten, die Sie auf jeden Fall pro Monat ausgeben werden, egal, ob Sie arbeiten, Urlaub machen, Sommerloch oder Weihnachten ist. Und da ist noch kein „Verdienst“ und noch keine Steuern dabei. Wenn Sie möchten, können Sie beides natürlich mit in die Rechnung einbeziehen, das gibt einen noch besseren Eindruck von Ihrer finanziellen Situation.
  • Sollten Sie fest stellen, dass die beiden Einnahmen die Ausgaben nicht oder kaum abdecken, sollten Sie handeln. Wenn Sie weiter so wie bisher machen, werden Sie vermutlich hart kämpfen und nicht sehr weit kommen. Deshalb überlegen Sie ernsthaft: Welche Alternativen gibt es? Neue Produkte? Vielleicht eine Teilzeitarbeit, bis die Geschäfte wieder besser laufen? Oder…

* ein guter Buch-Tipp: Seth Godin,
„The Dip – a little book that teaches you when to stick and when to quit“

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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