Heute Abend fahre ich weiter zu einer Freundin nach Porto Alegre (die Landeshauptstadt, hier ist auch der Flughafen), mein „Job“ mit den Projekten ist soweit beendet. Ich habe hier schon darueber berichtet, dass alles besser lief, als erhofft.

Nun steht es an, abzuwarten und zu schauen, ob Ivan Scherdien, der Buergermeister von Turuçu, zu seinen Versprechen steht. Muss nicht sein, da habe ich schon manches erlebt. Aber nachdem das Gespraech mehrere Zeugen hatte und es auch um kuenftige Projekte geht, bin ich tatsaechlich optimistisch. Ich werde bei Gelegenheit berichten.

Gestern habe ich den Tag dann noch genutzt, um mit Elsa aufs Land zu fahren (hier ist eigentlich schon „auf dem Land“, aber wir fuhren noch mehr ins Landesinnere – da wo man eine Stunde Auto faehrt, um 30km matschige Schlammpisten zu bewaeltigen…). Hier vesucht Guenter, Elsas Sohn, ein Oeko-Reservat aufzubauen.

Guenter ist einer dieser Menschen, die ich bewundere, weil er schon immer weiss, was er will. Naemlich den brasilianischen Urwald retten und einheimische Pflanzen vor dem Aussterben zu bewahren. Tiere auch, aber sein Herz haengt an den Pflanzen. Da er kein Geld hat (Geld verdienen ist das Letzte, was auf seiner Liste steht…) versucht er seine Grossmutter zu ueberreden, ihm ihr Land zu ueberlassen. Dona Hilda, die Grossmutter, hat einen grossen Hof, den sie alleine nicht mehr bewirtschaften kann. Aber Guenters Oeko-Ideen sind ihr suspekt. Also „erarbeitet“ sich Guenter Stueck fuer Stueck das Land, indem er ungenutzte Ecken „umwidmet“.

Seit langem hat er ausserdem eine oertliche Schule davon ueberzeugt, ihn als „Oekologie-Lehrer“ einzustellen. Mit den Kindern geht er regelmaessig in die Natur, bringt ihnen bei, weche Pflanzen es gibt (das weiss aussser Guenter hier niemand), wofuer die Pflanzen zu nutzen sind etc. Nachdem es im Januar eine Flutkatastrophe gegeben hatte, hat er mit den Kindern Setzlinge ausgepflanzt, um die Umgebung der Fluesse vor dem Versanden zu schuetzen.

Derzeit hat er ein Stipendium fuer seine Masterarbeit, die daraus besteht, einheimische Urwaldfruechte zu kultivieren. Die Bauern sollen weg davon kommen, Monokulturen anzulegen und erkennen, welche Moeglichkeiten die einheimische Kultur bietet.

Es ist wirklich verrueckt. Brasilien ist so unendlich reich an Natur, und die wenigsten Menschen kennen sich damit aus. Allerdings ist in den letzten Jahren auch hier ein immer groesseres oekologisches Bewusstsein gewachsen, so dass eine gewisse Chance besteht. Aber dann ist hier auch soviel Armut. Und wenn man arm ist, ist einem der Urwald egal.

Umso wichtiger, das Guenter Moeglichkeiten entwickelt, wie man durch oekologische und nachhaltige Landwirtschaft Geld verdienen kann. Sieht nach einem langen Weg aus. Aber das ist Guenter egal. Naechstes Mal, wenn ich da bin, will er seiner Oma noch ein bisschen mehr Land fuer seine Projekte abgeluchst haben.

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

Sie möchten weiterlesen?

Hier finden Sie ältere Blog‑Artikel:

Kategorien

Oder suchen Sie einfach nach Stichworten: