5 normalerweise verschwiegene Fakten …

PsychotherapeutInnen erzählen in der Psychotherapie nicht über sich und was sie beschäftigt. Das hat gute Gründe: Eine psychotherapeutische Sitzung ist keine Plauderei und ein/e TherapeutIn ist auch kein/e FreundIn. Es geht vielmehr darum, das Thema des/der PatientIn zu bearbeiten und ihre/seine Veränderungsprozesse optimal zu unterstützen. Privates von dem/der TherapeutIn hat hier keinen Platz. Es ist auch komplett uninteressant im Zusammenhang der Psychotherapie.

Therapeutische Abstinenz

Unter diesem (Fach-)Begriff versteht man (natürlich) nicht, dass TherapeutInnen sich nicht betrinken sollen (obwohl das auch stimmt…). Vielmehr müssen PsychotherapeutInnen sich selbst quasi aus der Therapie heraushalten. Dabei geht es um den Schutz und auch um die Bedürfnisse der PatientInnen, die sich auf gar keinen Fall mit denen des/derPsychotherapeutIn vermischen sollten.

Offiziell steht es z.B. auf der Seite der Bundespsychotherapeutenkammer so: „… Psychotherapeuten [dürfen] die therapeutische Vertrauensbeziehung nicht zur Befriedigung eigener Interessen, Wünsche und Bedürfnisse nutzen. Eine Verletzung des Abstinenzgebotes kann deswegen schon vorliegen, wenn der Therapeut den Patienten zum Beispiel um eine Gefälligkeit, etwa einen Botengang bittet….Gerade weil die Grenze im Einzelfall manchmal schwer zu ziehen ist, müssen die professionellen Verpflichtungen grundsätzlich ohne Wenn und Aber eingehalten werden… Ein professionell arbeitender Psychotherapeut kommt dem Wunsch nach einem privaten Kontakt nicht nach…“ (genauer nachzulesen hier).

Man ist also auch deshalb besonders streng ist, weil es manchmal so schwer ist, die Grenzen zu ziehen. Wobei, ganz ehrlich: Einen Patienten (oder eine Patientin) um einen Botengang zu bitten, fände ich schon richtiggehend dreist und gar keinen „Grenzfall“, da gibt es sicher bessere Beispiele.

Wo sind die Grenzen?

Eine Kollegin, die eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin gemacht hatte, wurde von ihrem Mentor angewiesen, zu den Sitzungen keinen Ehering zu tragen: Die PatientInnen sollten im Unklaren darüber gelassen werden, ob sie nun verheiratet war oder nicht, wegen der Abstinenz. Auch in diesem Fall erschließt sich mir der Nutzen der Regelung nicht.

Mir ist es natürlich sehr wichtig, meine PatientInnen und ihre Bedürfnisse im Fokus zu haben und bin der festen Überzeugung, dass meine eigenen Befindlichkeiten, Vorlieben und Vorhaben (oder gar Bedürfnisse!) in der Therapie nichts zu suchen haben.

Ungleichgewicht durch Abstinenz

Aber ich kann gut verstehen, dass manche meiner PatientInnen es als eine ungleiche „Machtverteilung“ oder eine unangenehme Hierarchie empfinden, mir so viel zu erzählen und praktisch nichts von mir zu wissen. Außerdem sind ja manche meiner persönlichen Erfahrungen oder Vorlieben hilfreich zur Lösung ihres Anliegens.

Ich glaube, als PsychotherapeutIn sollte man seine eigenen Untiefen ausgelotet und soweit nötig, auch bearbeitet haben. Und zwar gründlich. Denn die Bedürfnisse unserer PatientInnen in auch nur in irgendeinem Sinne für unsere Zwecke zu benutzen, ist unethisch und kann sehr schädlich sein.

Wenn dies aber sicher gestellt ist (und davon gehe ich bei dem Grußteil unserer KollegInnen aus), kann es eben im Sinne einer ausgewogenen Beziehungsgestaltung sogar sinnvoll sein, als PsychotherapeutIn einige persönliche Dinge über sich preis zu geben. Auch deshalb ich habe mich entschieden, in diesem Blog zumindest ein bisschen was über mich zu „veröffentlichen“ und bin gespannt, was Sie dazu sagen. Und übrigens,  hier gab es auch schon etwas Persönliches über mich zu erfahren).

5 normalerweise verschwiegene Fakten über mich:

  • Bis ich 25 war, war Reisen mein wichtigster Lebensinhalt (wichtiger als mein Studium!). Nicht nur, aber vor allem in Südamerika.
  • Ich liebe gute Romane. Vor allem dicke, in die ich versinken kann.
  • Ich hatte eine schwere Katzenhaar-Allergie, die durch Klopfakupressur vollkommen verschwunden ist. Fragen Sie mich nicht, wie man das erklären kann?!
  • Yoga und Schwimmen. Radfahren (in Maßen)
  • Wenn ich zwischen Vorspeise und Nachtisch wählen muss, nehme ich immer den Nachtisch.

Mit welchen 5 (oder mehr) Fakten über sich könnten Sie Ihr Umfeld überraschen? Ich würde mich freuen, wenn Sie mir bei Gelegenheit darüber berichten!

[Tweet „Was bedeutet „psychotherapeutische Abstinenz?“ Neuer Blogpost: https://www.claudiafrey.de/5Fakten“]

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photo: fotolia, Datei: #153532458 | Urheber: Jenny Sturm

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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