Es war schon lange geplant: Eine spannende Konferenz Ende Oktober in New York. Sechs Stunden Hinflug, drei Tage Konferenz, 6 Stunden Rückflug. Ein nettes Hotel, ganz zentral  in Manhatten. Keine große Sache. Dachte ich.

Aber dann kam der Hurrikan „Sandy“ dazwischen. Eine sehr beeindruckende Erfahrung, die mir vor Augen geführt hat, wie wenig selbstverständlich all das doch ist, was wir täglich so unhinterfragt in Anspruch nehmen.

Plötzlich kein Strom mehr. Kein Internet. Kein warmes Wasser. Kein Kontakt zu Familie und Freunden.

Ab 17:00 ist es dunkel, vor 8:00 wird es nicht hell.

Kein Fernseher, kein Internet, kein Buch (zu dunkel). Was tun in diesen Stunden? Interessant.

Kein Fahrstuhl. Mein Zimmer ist im 5. Stock, das geht noch. Aber auch alle, die weiter oben im 13 Stockwerke hohen Hotel wohnen, müssen gehen. Im Dunkeln, denn das Treppenhaus ist stockfinster. Ab dem 2. Tag gibt es Notlichter in jedem 2. Stockwerk.

Ist das Wasser trinkbar? Immerhin habe ich Wasser. In den höheren Stockwerken gibt es das nicht mehr.

Ist es gefährlich, im Dunkeln herumzulaufen? Wie finde ich das ohne Internet heraus?

Wo gibt es einen Kaffee? Wo etwas zu essen? Beglückende Momente, wenn sich die Lösung auftut. -> Der Deli in der 32. Straße hat frischen Kaffee! Die Nachricht geht wie ein Lauffeuer durchs Hotel.

Wie telefoniere ich mit meiner Fluggesellschaft, wenn das Telefon im Hotel nicht mehr funktioniert und mein deutsches Handy die amerikanische Notnummer nicht anwählen kann? -> Die öffentlichen Telefone funktionieren! Habe ich am 2. Tag herausgefunden.

Wie lade ich mein Handy auf, wenn es keinen Strom gibt? -> Manche großzügigen Besitzer von Notaggregaten haben Mehrfachstecker auf die Straße gelegt, zum freien Benutzen! Als allmählich manche Straßen wieder Strom bekommen, kann man auch Steckdosen an Gebäuden nutzen.  Tolle Gelegenheiten, um mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Die Stimmung auf der Straße ist sehr unterstützend, oft lustig. Gar nicht aggressiv, wie man es den New Yorkern ja oft unterstellt. Tatsächlich eine tolle Erfahrung.

Trotzdem bin ich sehr dankbar und glücklich, als ich schließlich im Flieger nach Frankfurt sitze.

Strom, Internet und warmes Wasser sind herrlich! Unbegrenzt mit lieben Menschen kommunizieren zu können, unbezahlbar!

 

 

 

 

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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